Schulungen zum LSI-R
Fortbildungen zur Anwendung des Level of Service Inventory-Revised
Was ist das LSI-R?
Das Level of Service Inventory – Revised (LSI-R) ist ein standardisiertes Verfahren zur Untersuchung von Rechtsbrechern. Don Andrews und James Bonta entwickelten das Verfahren 1995 in Kanada, damit kriminogene Rückfallrisiken objektiv und transparent eingeschätzt werden können. Das Verfahren sollte gleichzeitig aber auch zur Beurteilung des Bedarfes an und der Ziele von rückfallrisikosenkenden Maßnahmen eingesetzt werden können (Andrews & Bonta, 1995). Mittlerweile zählt das LSI-R zu den international am häufigsten angewendeten Instrumenten.
Seit 2012 ist das LSI-R durch eine deutsche Übersetzung und Adaptation von Dahle, Hawardt und Schneider-Njepel (2012) auch möglich, das Verfahren in Deutschland anzuwenden. Für den Strafvollzug sehen die Autoren den Nutzen des LSI-R insbesondere im Rahmen von Platzierungsentscheidungen, bei der Behandlungsplanung und für die Beurteilung von Vollzugslockerungen.
Das LSI-R ist ein psychologisch-prognostisches Instrument. Das bedeutet, dass mit der Anwendung die Beachtung einer Reihe von ethischen Richtlinien einhergeht. Der Anwender muss beurteilen können, wann ein Test überhaupt angezeigt bzw. geeignet ist, ob die Anwendung fair ist und er muss dazu in der Lage sein, den Test korrekt auszuführen, die Ergebnisse akkurat auszuwerten, im Kontext der Fragestellung und Rahmenbedingungen zu interpretieren und die Befunde in angemessener Weise zu kommunizieren (APA, 2016). Nur eine akkurate Anwendung und Durchführung kann gewährleiten, dass das Instrument seinen Zweck – Objektivität unabhängig vom jeweiligen Anwender und Transparenz – erfüllt.
Die Anwendung eines psychologischen Testverfahren schließt ein, dass die grundlegenden Prinzipien der Psychometrie bekannt sind, weil nur dann die relevanten psychometrischen Kenn- und Normwerte interpretiert und zum Einzelfall in Beziehung gesetzt werden können. Insbesondere die Interpretation eines solchen psychologischen Verfahrens ist dabei von großer Tragweite und sollte nicht ohne ausreichend Fachwissen und Fertigkeiten geschehen (Dahle et al., 2012).
Neben diesen essentiellen Grundlagen ist für eine sachgemäße Anwendung und Interpretation des LSI-R auch spezifisches Wissen zum Hintergrund des speziellen Verfahrens notwendig. Dieses Wissen sollte jedem Anwender in einer Schulung vermittelt werden, damit ein verantwortungsvoller Umgang mit dem kriminalprognostischen Verfahren gewährleistet und der Nutzen so groß wie möglich wird.
Warum Schulungen?
In der Auffrischungsschulung zum LSI-R werden die Kodierung, Auswertung und Interpretation der Ergebnisse des Verfahrens nur aufgefrischt. Zentral ist die ausführliche Diskussion der Möglichkeiten und Grenzen des LSI-R und die Frage nach der weiterführenden Diagnostik und Behandlungsplanung bzw. der Integration der Ergebnisse in in eine Einzelfallbeurteilung.
Auffrischungsschulung
Dozentinnen der LSI-R-Schulungen
Dr. Stefanie Schmidt ist Diplompsychologin und hat an der Humboldt-Universität zu Berlin zum Thema „Interkulturelle Aspekte der Kriminalprognose“ promoviert. Sie hat über zehn Jahre Forschung in der interkulturellen und forensischen Psychologie durchgeführt, wofür sie bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde. Hierbei hat sie sich ausführlich sowohl theoretisch als auch empirisch mit dem LSI-R und seiner Validität im interkulturellen Kontext beschäftigt, was folgende Publikationen zu dem Thema zeigen:
- Schmidt, S., Heffernan, R., & Ward, T. (2020). Why we cannot explain cross-cultural differences in risk assessment. Aggression and Violent Behavior, 50, 101346. https://doi.org/10.1016/j.avb.2019.101346
- Schmidt, S., van der Meer, E., Tydecks, S., & Bliesener, T. (2018). How Culture and Migration Affect Risk Assessment. The European Journal of Psychology Applied to Legal Context, 10, 65-78. https://doi.org/10.5093/ejpalc2018a7
- Dinkelborg, L. M.*, Schmidt, S.* & van der Meer, E. (2016). Offener oder geschlossener Vollzug? Analyse der Kriterien zur Platzierung von Inhaftierten mit und ohne Migrationshintergrund im offenen Strafvollzug. In J. L. Müller, P. Briken, M. Rösler, Fromberger, P. & Jordan, K. (Hrsg.), EFPPP Jahrbuch 2016. Empirische Forschung in der forensischen Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie. Berlin: MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft. [*geteilte Erstautorschaft]
- Dahle, K.-P., & Schmidt, S. (2014). Prognostische Validität des Level of Service Inventory-Revised. Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie, 8(2), 104–115. https://doi.org/10.1007/s11757-014-0256-5
Stefanie Schmidt ist Mitglied der Fachgruppe Rechtspsychologie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) und nimmt regelmäßig an Fachtagungen und Kongressen teil. Außerdem ist Stefanie Schmidt zertifizierte interkulturelle Trainerin (dgikt) und systemische Juniorberaterin (isb Wiesloch). Sie bietet neben LSI-R Schulungen vor allem interkulturelle Kompetenztrainings für den forensischen Kontext und Workshops zum Good Lives Model an.
Das weite Netzwerk, welches Frau Schmidt zu forensischen Psychologinnen, Sozialarbeiterinnen und Polizisten pflegt, wurzelt in ihrer praktischen Tätigkeit im Strafvollzug aus der Zeit nach dem Studienabschluss. In ihren Trainings lässt Frau Schmidt neueste Forschungsergebnisse einfließen, fokussiert auf ein erfahrungsbasiertes Lernen und stellt durch authentische Fallbeispiele eine große Nähe zur Praxis her. Sie hat bereits zahlreiche Weiterbildungen in Einrichtungen des Straf- und Maßregelvollzuges sowie der Gerichts- und Bewährungshilfe durchgeführt.
Die Fachpsychologin für Rechtspsychologie und Sozialdirektorin a.D. Silvia S. Hawliczek ist als Sachverständige für kriminalprognostische Fragestellungen, Dozentin und Supervisorin tätig. Von 2001 bis 2016 leitete sie die Berliner Einweisungsabteilung, deren Arbeitsschwerpunkte die Kriminaldiagnostik und Prognostik sowie die Erstellung der Erstvollzugspläne sind. Danach arbeitete sie als stellvertretende Anstaltsleiterin der Jugendstrafanstalt Berlin und bis 2020 als Fachreferentin in der Fachaufsicht über die psychologische Arbeit im Justizvollzug in die Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung Berlin sowie im Ministerium für Justiz in Brandenburg.
Silvia S. Hawliczek war maßgeblich daran beteiligt, das LSI-R nach dem Erscheinen der deutschen Version im Berliner Strafvollzug flächendeckend einzuführen. Durch ihre jahrzehntelange Erfahrung in der Einschätzung von Strafgefangenen liegt ihre besondere Kompetenz in der praxisnahen Schulung des Verfahrens und seiner weiterführenden Verwendung in der Diagnostik.
Anfrage für LSI-R-Schulungen
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